ZX Spectrum revisited

Zeitreise im Emulator

Nachdem ich das c’t-Retrocomputing-Special  im Briefkasten vorfand, begab ich mich auf eine Zeitreise in die 80er zu meinem ersten eigenen Computer.
Ich hatte ein wenig Erfahrung in Basic vom Schulunterricht, Einige Freunde hatten einen C64 und ich hatte nun auch Lust, da einzusteigen. Ein Bekannter verkaufte einen ZX Spectrum mit Zubehör. Das Ding war verbastelt, die Tastatur durch eine bessere ersetzt, die Platine in eine Art Zigarrenkiste verpflanzt und hatte einen Einschalter spendiert bekommen. Ein einfacher Cassettenrecorder und zwei notorisch unzuverlässige Microdrive-Laufwerke komplettierten die Ausrüstung, als Sichtgerät hielt mein tragbarer Schwarzweissfernseher her. Neben Gehversuchen in Basic kamen natürlich Spiele nicht zu kurz.

Emulation

Da der Spectrum wieder bei seinem ehemaligen Besitzer ist (der alle Computer, die er jemals besessen hatte, sammelt). musste eine Emulation her. Ich fand für Linux Speccy sehr angenehm – da lässt sich das Fenster in der Größe frei skalieren. Spiele gibt es auf verschiedenenen Portalen. Unter Android nutze ich USP – ZX Spectrum Emulator – der emuliert gleich das Keyboard mit, mit einem optionalen reduzierten Game-Keyboard, mit dem sich Jump & Run sehr schön spielen lässt, und liefert gleich online eine reiche Softwaresammlung mit. Die Programme lassen sich direkt aus dem Emulator heraus herunterladen und ausführen.
Die Screenshots wurden allerdings unter Linux mit Speccy gemacht. Es läuft „Manic Miner“, ein klassisches Jump & Run-Spiel. Das Bild im Teaser-Beitrag ist ein Screenshot von USP unter Android und zeigt den Startscreen von Elite, einer Weltraum-Handelssimulation.

Die Emulatoren schaffen die authentische Atmosphäre des Spectrum – die kryptische Tastaturbelegung mit bis zu 6 Belegungen auf einer Taste ebenso wie die Tongeneration, die von der CPU erledigt werden musste.

Im originalen BASIC lagen die Schlüsselwörter kontextabhängig auf den Buchstabentasten, ein Druck auf „P“ löste „PRINT“ aus, ein Druck auf „G“ „GO TO“, ein Druck auf „R“ „RUN“ undsoweiter. Damit ließ sich ein Programm auf dem Spectrum schneller schreiben als auf anderen  Homecomputern dieser Zeit – angesichts der miesen originalen Gummimattentastatur war das aber auch nötig.

Das an der Emulation, was nicht authentisch ist, sondern besser als damals, ist neben der Tastatur das Bild. Auf einem hochauflösenden LCD tritt natürlich die Unzulänglichkeit der für Fernseher eintwickelten Darstellung deutlich zutage, das Bild ist überscharf pixelig. Das tut aber dem Spaß am Gerät keinen Abbruch.

Die Software

Software für den Spectrum wurde in Basic programmiert. Dort, wo man unmittelbar auf die Hardware zugreifen musste oder man die Maschine wirklich ausreizen wollte, griff man auf Assembler zurück. Die meisten professionellenSpiele bestehen aus einem Basic-Loader, der dann ein Assembler-Programm nachlädt.

Computerspiele der 80er waren vor allem eins: sauschwer. Mit schwammigen Tasten versuchte man auf einem flimmernden Fernseher Milimeterarbeit, um die Spielfigur um Gefahren herum zu manövrieren. Exaktes Timing und manchmal lange Übung und Geduld waren gefragt.

Ich bin jetzt bei Manic Miner in Level 5 – aber fragt nicht, wie lange ich gebraucht hatte, bis ich überhaupt Level 1 geschafft hatte …